Die biblische Tradition des Karmelordens wurzelt in der Nachfolge des Propheten Elija auf dem Berg Karmel. Er lebte beständig in der Gegenwart Gottes und setzte sich mit Eifer für den wahren und einzigen Gott ein. Die Dynamik des Sich-Zurückziehens und Sich-Einsetzens aus einem hörenden Herzen heraus ist für uns richtungweisend.
„So wahr der Herr, der Gott Israels, lebt, vor dessen Angesicht ich stehe.“ 1 Kön 17,1
„Mit leidenschaftlichem Eifer bin ich für den Herrn, den Gott der Heere, eingetreten.“ 1 Kön 19,10
„Gott ist so groß, dass es wohl wert ist, IHN ein Leben lang zu suchen.“ Hl. Teresa von Avila
Dazu helfen uns Glaube, Hoffnung und Liebe als Wirkkräfte des geistlichen Lebens. Sie sind nicht Leistung des Menschen, sondern Geschenk Gottes.
Glaube: Gott übersteigt die menschlichen Möglichkeiten. Ihn als den Unfassbaren und je Größeren suchen und doch seiner begleitenden Nähe gewahr werden.
Hoffnung: Auf das neue Leben blicken. Sehnsucht nach der Schau Gottes in der ewigen Herrlichkeit.
Liebe: Gottes Wesen ist „barmherzige Liebe“. In Jesus Christus ist sie für uns erfahrbar geworden und befähigt uns, ihm ebenfalls in Liebe zu antworten.
Im Glauben, dass Gott in uns lebt, ist es immer und überall möglich, die Freundschaft mit IHM zu pflegen, auch im Alltag. In seiner allumfassenden Gegenwart ist er nach der hl. Teresa von Avila auch „mitten unter den Kochtöpfen“.
Freundschaft mit dem lebendigen und liebenden Gott bedeutet erfülltes Leben: „Die innige Vertrautheit mit Ihm ‚im Innern’, so die hl. Elisabeth von Dijon, war die schöne Sonne, die mein Leben durchstrahlte.“
„Was er euch sagt, das tut.“ Joh 2,5
Unser Name „Marienschwestern vom Karmel“ erinnert uns an Maria, unsere Schwester im Glauben. Sie lehrt uns, auf Jesus zu schauen und im Vertrauen und in innerer Beziehung zum verborgen-gegenwärtigen Gott durchs Leben zu gehen. Wie sie wollen wir einfach leben und offen und verfügbar für Gottes Willen sein.
Die Tradition des Karmel eröffnet weitere Zugänge zu Maria:
Stille meint das äußere und innere „Schweigen“. Sie unterbricht die gedankliche Beschäftigung mit allem Möglichen und befähigt zu innerer Offenheit und Empfänglichkeit, in der sich Gott mitteilen kann. Sie ist der Weg zur Begegnung mit sich selbst, mit den Mitmenschen, mit Gott.
Nach dem Vorbild der zahlreichen Heiligen des Karmels allen voran Teresa von Avila, Johannes vom Kreuz, Therese von Lisieux, Edith Stein, … bemühen wir uns um eine kontemplative Lebenshaltung, in der sich Gebet, Arbeit und Leben in schwesterlicher Gemeinschaft verbinden. Sie zeigen uns auf vielfältige Weise, dass es sich lohnt, den Weg mit Gott zu gehen.
„Es hat mir immer sehr fern gelegen zu denken, dass Gottes Barmherzigkeit sich an die Grenzen der sichtbaren Kirche binde.“