Berufen

Sr. M. Rosa Wieser

Sr. M. Rosa Wieser

"Alles beginnt mit der Sehnsucht." (Nelly Sachs)

Am Anfang meiner Berufung (mit etwa 12 Jahren) stand eine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit und Frieden. Intuitiv spürte ich, dass Gott allein diese Sehnsucht stillen kann, und ich dachte zum ersten Mal daran, Klosterschwester zu werden, weil man da eigentlich Gott immer nahe sein müsste.

Jahre vergingen. In der Pubertät wurde eine andere tiefe Sehnsucht in meiner Seele lebendig: die Sehnsucht nach tiefem Sinn... „Lieber Gott! Wozu das alles? Trauer? Schmerz? Enttäuschung? Abschied! Angst u.u.u. Wozu dieses Leben überhaupt?“

Im Oktober 2010 darf ich auf 40 Jahre Leben in der Gemeinschaft der Marienschwestern zurückblicken. Ich tue das mit tiefer Dankbarkeit.

Ich danke für meine berufliche Ausbildung, für die vielen Möglichkeiten einer spirituellen Ausbildung und Weiterbildung in jeder Art.

Ich danke für die vielen Begegnungen mit Mitschwestern, Priestern, MitarbeiterInnen und den Schülerinnen. Ich danke Gott für das Leben unserer Ordensheiligen und anderer heiliger Menschen. Ich habe viel Mut aus ihrem Leben geschöpft. Dabei ist für mich die Beziehung zur Mutter Jesu, die wir als Mutter des Karmels verehren, und zum hl. Josef ganz etwas Besonderes geworden.

Ich danke Gott für meine Eltern, die schon verstorben sind, und für meine zwei Schwestern (beide verheiratet, mit Kindern), die an den Folgen von Brustkrebs verstorben sind. Wir haben einander stärken dürfen im Glauben an Gott, und dieser Glaube verbindet uns über den Tod hinaus.

Die Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Frieden und Sinn darf bleiben. Sie darf „Motor“ bleiben für den Aufblick zu Gott, der DA ist, der DA mit uns geht alle Tage unseres Lebens. Eines meiner Lieblingsgebete ist deshalb:

„Immerfort empfange ich mich aus deiner Hand.
Das ist meine Wahrheit und meine Freude.
Immerfort blickt mich dein Auge an,
und ich lebe aus diesem Blick,
du mein Schöpfer und mein Heil.
Lehre mich in der Stille deiner Gegenwart
das Geheimnis verstehen
das ich bin
für dich
vor dir
und für sie...“

(nach Romano Guardini)

Sr. M. Rosa Wieser, Diplompädagogin, Fachschulen Erla

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