Berufen

Sr. M. Pauline Angermayr

Sr. M. Pauline Angermayr

Zum ersten Mal lernte ich mit 15 Jahren Schwestern aus nächster Nähe kennen. Damals hatte ich die Gewohnheit, jeden Tag einen kleinen Abschnitt aus dem Evangelium zu lesen. Eines Tages - es war der 4. Juni 1984 - las ich im Lukasevangelium 9,23-26: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und dabei Schaden nimmt an seiner Seele. Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommt.“ Nachdem ich diesen Abschnitt gelesen hatte, ging ich in die Natur hinaus. Da war es mir, wie wenn eine Stimme mir diesen Abschnitt Wort für Wort nochmals ganz klar zusagte. Ich verstand dies als einen Anruf Jesu, IHM als Ordensschwester zu folgen. Doch vorerst erzählte ich niemandem davon. Mit 17 Jahren kreuzte sich mein Weg wieder mit Schwestern. Ich bekam eine Stelle in der Küche eines Kurheims, das von Schwestern geführt wurde. Bald verband mich eine tiefe Freundschaft mit den Schwestern des Hauses. Viele geistliche Gespräche vertieften meinen Glauben.

Tief in meinem Herzen spürte ich den Anruf Jesu in mir: „Weihe dein Leben ganz mir und werde Schwester.“ Das Drängen in mir war sehr groß, doch fand ich zur franziskanischen Spiritualität keinen rechten Zugang.

Eines Tages begegnete ich „zufällig“ Sr. Leonie von den Marienschwestern vom Karmel. Sie lud mich zu Besinnungstagen ins Mutterhaus in Linz ein, die von ihren Mitschwestern gestaltet wurden. Bei vielen weiteren Begegnungen lernte ich die Schwestern und ihre Spiritualität besser kennen. Die Karmelspiritualität stimmte ganz mit dem inneren Weg überein, den ich bis dahin gegangen war. Ich liebte das stille Verweilen vor dem Tabernakel, fühlte mich gedrängt, mit Jesus tagsüber verbunden zu bleiben, wollte mit meiner täglichen Arbeit Gott und den Menschen dienen.

Vor allem suchte ich Jesus in meinem Innersten. So folgte ich schließlich meinem Herzen und trat 1989 mit 21 Jahren bei den Marienschwestern ein. Mit großer Dankbarkeit darf ich auf 20 Jahre im Kloster zurückblicken. Das Leben mit Jesus ist wunderschön. Seine Gegenwart begleitet mich immer, in schönen und schweren Stunden.

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